Pflanzen & Farben

Lexikon Blumensymbolik

Und süßer strömend quillt der Duft der Nacht Und träumerischer aus dem Kelch der Pflanzen Ich habe immer, immer dein gedacht; Ich möchte schlafen; aber Du musst tanzen. (Theodor Storm)

Seit jeher begleiten wir Verstorbene auf ihrem letzten Weg mit Blumen. Nur ihnen ist es vorbehalten bunt zu sein, wenn ein Mensch gestorben ist.

Blumen tragen keine Trauer. Sie sind vergänglich, so wie der Mensch es war, dem sie zugedacht sind. In ihrem Leuchten liegt Trost, in ihrer Blüte Lebendigkeit. Wenn wir sie auswählen, beschäftigen wir uns mit uns selbst und mit dem Menschen, der gegangen ist. Durch das, was wir mit ihrer Art und Farbe verbinden, geben wir ihm ein letztes Wort mit. Wenn wir eine Grabstelle mit Pflanzen schmücken, kann dies dauerhaft eine liebevolle Verbindung schaffen. Dabei berücksichtigen wir Form und Wuchs der Pflanze, ihre Farbe und die Zahl ihrer Blüten, ihre Früchte, ihre Duft- und Heilwirkung, ihre Bedeutung in unserer Religion und unserer Kultur.


Einige Beispiele haben wir für Sie zusammengestellt:

Der Lavendel

steht für Reinheit, klares Leben, Erinnerung, geheimes Einverständnis, Abwehr des Bösen. Der Duft von Lavendel erschafft die Vorstellung der Reinigung. Er entspannt und regt zugleich an, vermittelt das Gefühl innerer Harmonie. Die blau-violette Farbe des Lavendels verbinden wir mit Treue, Geist, Göttlichkeit, Beständigkeit.

Die Lilie

(Lilium candidum) ist das Zeichen des (französischen) Königs. Sie ist edel, Würde und Unantastbarkeit sind ihre Themen. Entstanden aus der Milch der Göttermutter Hera stehen weiße Lilien seit der griechischen Antike für das Heilige, für Keuschheit, Jungfräulichkeit, Erwählung, Hoffnung, Reinheit, edle Gesinnung, Schönheit, Gnade und Vergebung, Unschuld und Tod. Die Landgüterordnung Karls der Großen aus dem Jahr 795 forderte die Lilie in allen Klostergärten. Als Totenblumen wurden sie auch wegen ihres starken Duftes geschätzt, und es hieß, sie wüchsen ganz von alleine am dritten Tage auf den Gräbern unschuldig Gestorbener. Bis heute symbolisieren weiße Lilien die Auferstehung der reinen Seele.

Die Narzisse

(Narcissus pseudonarcissus und Narcissus poeticus) begleitet den Frühling. Sie ist Bote des Lichts und Symbol der überwundenen Winterdunkelheit. Sie bringt Brautstand (weiße Narzisse) und Fruchtbarkeit, erinnert an den Sieg Christi über den Tod. Das Orange der zarten Blütenvermittelt Frieden, Optimismus, Anregung und Freude. Bereits in pharaonischer Zeit gab man Mumien Narzissenzwiebeln mit auf ihre Reise in die Ewigkeit.

Die Nelke

(Dianthus caryophyllus) ist die Blume der göttlichen und irdischen Liebe. Sie verheißt überströmendes Schenken und Großzügigkeit, begleitet Verlöbnis, Freundschaft, kämpferische Gemeinschaft. Auch Heilkraft wurde ihr zugeschrieben. So lies der Sage nach Ludwig der Heilige im 13. Jahrhundert seine an der Pest erkrankten Kreuzritter mit dem Saft der Nelke behandeln. Nach christlicher Lesart ist die Nelke eng mit der Passion Christi verbunden. Denn seit dem 15. Jahrhundert war der Name „Nelke“ von der Gewürznelke auf die Gartennelke übergegangen. Das Gewürz aber erinnert in seiner Form an Nägel, und aus dem altdeutschen „Nägelin“ wurde „Nelke“. Seit 1907 ist die Nelke die Blume des Muttertages.

Die Rose

(Rosa gallica) ist für uns das Symbol der Liebe und Hingabe. Rote Rosen zeigen Liebe, Leben und Feuer, dunkleres Rot spricht von Leidenschaft, Schwarz auch von Trauer, Weltferne und Individualität. Einer jüdischen Legende nach stammt die Farbe der roten Rose vom ersten Blutstropfen, der auf die Erde fiel.
In einer helleren Farbe drücken sie Zärtlichkeit und Zurückhaltung bis hin zur Reinheit weißer Rosen aus.

Die Sonnenblume

(Helianthus annuus) steht für Freiheit und Bewusstsein, Ernte und Licht. Ihre Strahlkraft und ihr fester Stängel verheißen Wachstum und Entwicklung. Sie ist nicht umsonst die Symbolpflanze vieler Kindergärten. Während ihres gesamten Wachstums wendet sich die Blume der Sonne zu, ihre Hauptblüte richtet sie exakt nach Osten, dem Sonnenaufgang entgegen. Bereits um 3000 v.Chr. wurde die Sonnenblume von indianischen Völkern zur Nahrung und in der Heilkunde und Kosmetik genutzt.Ihr Gelb ist die Farbe der Wärme, Sonne und Öffnung.

Das Stiefmütterchen

(Viola tricolor) erinnert in christlicher Symbolik an ein von einem Strahlenkranz umgebenes Auge als Zeichen der göttlichen Dreieinigkeit. Auch besondere Kräfte werden der Pflanze zugeschrieben. So träufelte in Shakespeares „Sommernachtstraum“ Oberon der schlafenden Titania Steifmütterchensaft auf die Lider, auf dass sie beim Erwachen sich in das erste Wesen verlieben sollte, das ihre Augen sähen. Tatsächlich gilt die Blume seit jeher auch als Zeichen der Treue, das (bis heute) in keinem Poesiealbum fehlt.

Die Tulpe

(Tulipa gesneriana) gehört zur Familie der Liliengewächse. Ihre Bedeutung ist (auch materielles) Glück, fruchtbares Leben, vollkommene Schönheit und Liebe als Geheimnis des Ewigen. Ihr gerader, aufrechter Wuchs führt sie der Sonne zu, bei deren Untergang die Blüte sich schließt. Mythologie und Dichtung kennen die aus Persien stammende Tulpe nur wenig, doch dem Volk war und ist sie eine Frühlingsblume, ein Symbol für die Auferstehung nach dem Tode.

Efeu, Buchsbaum und Lorbeer sind seit der Antike Pflanzen der Unsterblichkeit und Ewigkeit. Ihr Grün entspringt der reinen, ruhigen, immerwährenden Natur.Auch andere, größere Pflanzen können – soweit räumlich möglich und von der Friedhofsordnung erlaubt – einer Grabstelle eine ganz persönliche Note geben. Eine (Trauer-)Weide etwa wurzelt in feuchten, lebendigen Böden. Ihre Verbeugung strahlt Demut aus, und ihr Dach lässt manches Grab besonders beschützt wirken. Scheinzypressen oder Koniferen symbolisieren Tod und Trauer in der Tradition des mediterranen Totenbaums, der Zypresse.